Experience

Preistreiber und Abzocker

Leere Wand

Dann halt nicht ...

 

 

Es ist eine traurige Tatsache, dass Krisen immer Profiteure hervorrufen, Abzocker und Preistreiber. Viele Kulturschaffende können davon ein Liedchen singen (auch sie, wie ich, nicht singen können). Da werden Angebote für Arbeiten oder Auftritte gemacht die man nur als saufrech bezeichnen kann, wenn man freundlich bleibt. Nicht wenige meiner Kolleginnen und Kollegen aus der Foto-Gilde bekommen, wie ich selber auch, solche Preisdrücker-Angebote. Wo früher Aufträge erteilt wurden, werden heute Offerten verlangt, und wer nicht von sich aus (zu)tief ansetzt, hat das Nachsehen.

 

Da wird man gefragt ob zweihundert Franken für einen Nachmittag fotografieren reichen, und stellt dann später fest, dass es tatsächlich jemand gab der das gemacht hat. Die jungen Fotografinnen und Fotografen, die heute glauben "den Fuss" in die Tür zu bekommen, indem sie die Preise drücken, sind natürlich die, die bald wieder aufgeben müssen weil das Geld fehlt. Und bis dahin haben sie dann die Preise noch weiter nach unten gedrückt.

 

Arbeit ist ein Teil unseres Lebens, ein wichtiger Teil, und sie soll uns erfüllen, nicht auszehren. Dass es Menschen gibt, die da schlicht keine Wahl haben, beschämt mich, denn ich bin als "Westler" wohl Mitschuld daran.

 

Mit jeder Erniedrigung, bei jedem Job den man mit einem "ja also gut, dann mach ichs halt" beginnt, und mit jeder Korrektur nach unten, wenn man die Offerte schreibt, reisst man wieder eines der Bilder von der Wand. Die Bilder, auf denen wir abgebildet sind wie wir uns uns selber sehen, wie wir uns die Welt vorstellen. Innere Bilder, an einer Wand, die man vielleicht auch Seele nennen kann. Irgendeines Tages wacht man auf und die Wand ist leer und man findet nichts als Staub und Schatten. Ich für meinen Teil will da keine Leere sehen. Weder bei mir noch bei anderen, und es ist mir zwar nicht egal, wenn ich weniger Aufträge habe, aber ich werde mich nicht unter Preis verkaufen, und wir die wir täglich Produkte kaufen und anderer Menschen Arbeit, wir sollten uns darauf besinnen, ob wir denen das antun wollen, was wir für uns nicht haben wollen.

 

Bald stimmen wir über die Konzernverantwortungsinitiative ab. Sie gibt uns die Chance aus der Schweiz ein Land zu machen in der wir ethische Massstäbe über ökonomische setzen, und den Mut haben können unseren Wohlstand in anderer Form zu erarbeiten. Es steht uns frei, regionale Produkte zu kaufen. Es steht uns frei darauf zu achten, dass die Produkte, die wir kaufen, nicht Mensch und Welt ausgebeutet haben. Es steht uns frei einheimische Handwerkerinnen und Handwerker zu engagieren und einheimische Firmen zu berücksichtigen. Und es steht uns vor allem frei von denen die uns etwas anbieten zu verlangen, dass es fair erwirtschaftet worden ist. Wir sollten Wände schmücken, nicht verstauben lassen.

 

 

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