Wind

Vorderalp

 

Der Wind. Meteorologen würden von bewegten Luftmassen sprechen. Aber was wissen schon Meteorologen. Der Wind gehört doch zu den sonderbarsten Zeitgenossen unter dem Himmel, oder nicht? Man sieht ihn nicht, und doch schafft er es, hundert Jahre alte Bäume aus dem Boden zu reissen, als wäre er Godzilla und der Baum ein kleines japanisches Soldätchen. Dann nimmt er den Baum und schmeisst ihn irgendwo hin. Ganze Dächer kann der Wind so im Vorbeigehen mitnehmen, wie manche Leute am Markt Äpfel aus den Körben einfach mitnehmen. Schwupp, weg ist das Dach. Fort. Und im unbedachten Schlafzimmer kreischt Frau Schweizer und Herr Schweizer und versucht, im Gejufel in die Feuerwehrhose zu steigen.

 

Und ein andermal, ja ein andermal, da ist es heiss und unerträglich und man meint, in der Hitze sterben zu müssen, doch nein! Halt, noch nicht, Rettung naht! Da schlüpft durch die Büsche und hinten an der Mauer entlang ein kühles, erfrischendes Lüftchen, das dich zärtlich in den Arm nimmt, dir den Nacken kühlt und dafür sorgt, dass die Lungen endlich wieder tief Luft holen können. Dann geht ein erleichtertes Rauschen durch die Bäume und die Vögel lassen sich treiben, liegen auf dem Rücken in der Brise und paddeln schläfrig mit den Flügeln.

 

 

(Foto: In Erwartung eines Blitzes. Langzeitbelichtung während eines Gewitters. Pentax 645z, Pentax smc 645 55mm F/2.8)

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