weggewischt
Nachdem Madame Vain morgens um vier Uhr Zeitungen austragen war, um halb sieben erst ihrem Mann und dann ihren Kindern das Frühstück gemacht hatte, danach aufräumte, die Wäsche machte, einkaufen ging, um halb zwölf in der Küche des Resturants Ennui bis halb drei Teller wusch und danach bis halb sechs im Altersheim Eternité die Wäsche machte, nach Hause gekommen war und schnell in die Küche ging, um das Abendessen zu machen, brach es, als sie ihren Mann mit der Bierflasche am Küchentisch sitzen sah, plötzlich aus ihr heraus. Es schüttelte ihren ausgemergelten, noch immer in den hellblauen Jupe und die Bluse des Altersheim gekleideten Körper und sie begann bitterlich zu weinen.
«Was ist jetzt schon wieder!», fauchte der ehemalige Versicherungsagent sie an. Seine Arbeitslosigkeit versüsste er sich mit seinen Freunden beim Boules oder Fischen und zu Hause war er nur zum Abendessen, Schlafen und beim Leeren ihrer Brieftasche.
Die Kinder zankten im Flur der kleinen Wohnung. «Ach, ich ...», stotterte sie.
«Nun mach uns erst das Abendessen, danach gönnst du dir einen Likör und schon ist die Welt wieder in Ordnung.»
Sie schaute ihn weinend an.
Und dann schoss ihr ein einziger kleiner Gedanke durch den Kopf. Sie weinte nun nicht mehr, schaute erst in den Flur zu den noch immer streitenden Kindern und dann zu ihrem Mann in seine einstmal teuren Vertreterhemd.
Sie schüttelte den zierlichen blonden Kopf und wischte seine Bemerkung einfach mit einer Handbewegung beiseite. Und mit der Bemerkung auch ihn, die Kinder und die Wohnung und die graue, stinkende, sie täglich quälende Stadt und das Land, in dem sie lebte. Alles wischte sie einfach mit einer kleinen Handbewegung weg.
Nun stand sie, weissen, heissen Sand eines Strandes unter den Füssen, ein sehr buntes Glas Alkohol mit Limettenschnitz und Schirmchen in der Hand haltend am grünblauen Meer eines unbekannten Landes und schaute zum stahlblauen Himmel.
«Voilà!», sagte sie zu sich und lächelte das erste Mal seit vielen Jahren ...
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