Wajo Meyer

 

Heute war Dienstag und ich arbeitete bei der Fotodok.

Im letzten Jahr sind wir von der Witwe von Wajo Meyer, einem sehr ambitionierten und guten Amateurfotgrafen und Arzt aus Luzern, angefragt worden, ob wir seinen Nachlass übernehmen wollten.

Wollen schon, aber so einfach ist das eben nicht. Also habe ich heute die vier Rako-Boxen bei ihr abgeholt, um sie bei der Fotodok «zwischenzulagern», bis wir ein anderes Archiv dafür gefunden haben.

 

Wie ich also am Schleppen und Schwitzen war, machte ich mir Gedanken über das, was von Fotografen bleibt, wenn sie nicht mehr sind.

Fazit: Das Fotografenleben lässt sich nicht an den vier oder zehn oder gar zwanzig Rako-Boxen messen, die irgendein armer Kerl ins Archiv schleppen muss. Denn Fotografinnen und Fotografen sind, wie andere Berufsleute auch, ja mehr als ihr Beruf. Sie sind Sohn, Ehemann, Vater, Bruder, Lehrmeister, Kollege oder Freund. Vielleicht auch Feind und ewiges Ärgernis. Auf jeden Fall nicht nur Fotograf/in.

Auch bilden die Bilder, die gemacht wurden, nicht das Leben ab. Sie lassen es bestenfalls erahnen. Denn was dahintersteckt, wann, wo, mit wem, wieso, das ist schwer zu ergründen.

 

Was bleibt also? Die Erinnerung bei den Mitmenschen? Liebe? Ruhm und Ehre? Vier Rako-Boxen mit Abzügen und Negativen – ihr merkt an den langen Gedankengängen an, dass diese Zügelaktion länger gedauert hat – oder einfach nur ein Eintrag im Steuerverzeichnis? Ich weiss es nicht.

 

Und bei mir? Meine Bilder sind weder von grossem dokumentarischem noch grossem künstlerischem Wert, also nicht wertlos, aber auch nicht wichtig. Und meine Taten? Was habe ich getan? Gut gekocht und überall meinen Senf dazu gegeben?

Keine Ahnung. Was also dereinst von mir bleibt, liegt ganz und gar bei euch, denn ich kann mich nicht noch mehr anstrengen, nett zu sein ...

 

 

Mehr Infos zu Wajo Meyer gibt es hier: Wajo Meyer

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