Tooltime

Martin Bucher

 

Männer benötigen Werkzeuge.

Denn wisse, wenn wir gerade nicht damit beschäftigt sind, die Welt auseinanderzunehmen, dann bauen wir. Ja, wir bauen. Häuser zum Beispiel, Schweinepferche oder Fernsehmöbel. Manchmal wissen wir nicht ganz genau, was wir bauen, aber  das ist nicht so wichtig.


Früher mussten wir etwas «wärche».

Der Mann von heute hat ein Projekt und schreit Jipipjeijeijipijipijo.
Ich schreie das nicht und bin auch kein Mann von heute. Ich werde noch von morgen sein, wenn die Männer von heute längst von gestern sind. Denn ich kaufe meine Werkzeuge nicht bei Hornbach oder Ähnlichen, sondern im Eisenwarengeschäft. Echte Männer machen das so. Sie stehen in engen Regalen. Links und rechts Schraubenzieher, M8er Muttern, Holzleim und Gummistiefel. Man spricht über das, was man bauen will, und bespricht, wie und womit das am besten ginge.
Manchmal, aber das soll hier nicht Thema sein, stehen auch Frauen in den Regalen. Wenn sie nicht selber etwas bauen wollen, sind es die Frauen der Männer, die da hinten zwischen den Regalen verschwunden sind.


Heute war ich wieder im Eisenwarengeschäft, und zwar bei Martin Bucher in Hochdorf.
Er, der stets alles zur Hand hatte, jede Schraube, jedes Werkzeug, er, der immer Rat wusste, sei es, wenn man bohren musste oder schweissen, aufbauen oder niederreissen, er hört auf. Pensioniert. Was?, sag ich, lässt sich die Sonne pensionieren oder der Winter?
Wo kriege ich eine richtige Gartenharke her, wenn ich sie brauche?

Schulterzucken.



Also bleibt mir nichts anderes übrig, als alles, jedes Werkzeug und jeden Schatten, jedes Preisschildchen und jede überzählige Schraubenmutter zu fotografieren und zu dokumentieren.

Ich muss das tun, denn wir echten Männer, wir weinen nicht, wir beschäftigen uns, wenn wir zusehen müssen, wie das Paradies liquidiert wird.

Kommentare

Kommentar schreiben



(Ihre E-Mail-Adresse wird nicht angezeigt.)


Ungültiger Sicherheitscode

Bitte klicken Sie das Bild an, um einen neuen Sicherheitscode zu laden.