Net-Planets

Spinnennetz mit Tautropfen

 

Der klägliche Versuch, dem ewigen Nebel etwas Gutes abzuringen, endete damit, dass ich heute verzweifelt mit dem Makroobjektiv nach Sujets suchte.

Gefunden habe ich eines, das nicht zum ersten Mal fotografiert wurde, was sag ich, nicht zum einhundertzweiunddreissig-millionenachthundertachtundzwanzig-vierhundertzweiundvierzigsten Mal. «Spinnennetz mit Tautropfen». Natürlich war alles vorher unbrauchbar und die Welt wartete verzweifelt auf dieses hier.

 

Im Ernst, es kümmert mich eine feuchte Nebelschwade, was schon fotografiert worden ist. Meine Kamera ist Teil meines Selbst und somit ist alles, was ich dadurch sehe, Teil meiner selbst, die Art, wie ich es fotografiere, Ausdruck meiner selbst. Also sind diese so fotografierten Tautropfen eben Ausdruck meines Sehens, meiner Empfindung und meiner Handhabe mit der Kamera. Wer will mir das abreden oder streitig machen?

Und die Frage, ob das nun gute Fotografie sei oder nicht, interessiert mich weniger als wenn in China ein Sack Reis umfällt. Es ist mein Spinnennetz und es sind meine Tautropfen und damit basta! Mir gefällt es gut genug, um zu entscheiden, euch damit belästigen zu wollen.

 

Als ich das Netz sah, dachte ich nicht an Naturfotografie. Ich dachte an das Netz. The Net. Das www. Und ich dachte an diese pseudosozialen Netzwerke, in denen die Individuen zwar über das Netzwerk miteinander verbunden sind, jedoch keinen wirklichen Kontakt zueinander haben. Jeder ist für sich. Hängt herum und versucht zu glänzen. Wie traurig ist das denn! Dagegen ist dieser Dauernebel die reinste Partybude!

 

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