Me and my Leica against the War IX

Karabiner

 

Menschen schiessen aufeinander. Das tun sie schon lange recht ungezwungen, scheint mir.

Anfangs schoss noch der Franzose auf den Engländer und den Italiener. Die Italiener schossen sich schon immer gegenseitig tot und der Spanier schoss gerne auf Engländer (scheint ein beliebtes Ziel zu sein), auf Franzosen und am liebsten auf Indianer. Die Holländer wiederum schossen gerne auf Inder und Afrikaner. Und als die Engländer sahen, mit wie viel Elan die Spanier auf Indianer schossen, folgten sie ihnen auf den neuen Kontinent und schossen ebenfalls auf Indianer.

Es ging nicht lange und es gab kaum noch Indianer, auf die man schiessen konnte. Drum schossen sie jetzt auf Afrikaner. Jawohl! Vom Kap Horn bis Gibraltar schoss man in die Wüste, den Urwald und in die Savanne. Und die Afrikaner, die sie nicht erschiessen wollten, weil sie lebend mehr Geld brachten, die verkauften sie nach Amerika. Dort wurden sie dann von Engländern, die jetzt Amerikaner waren, und von Spaniern, die jetzt ebenfalls Amerikaner waren, so wie viele Franzosen, Deutsche, Schweizer, Holländer und Italiener, die ebenfalls alle Amerikaner geworden waren, also all die erschossen dann die Afrikaner, die sie nach Amerika importiert hatten, als diese lieber nicht mehr versklavt sein wollten.

 

Ja, so war das. Und dann kamen natürlich die Russen dazu. Die Russen schossen erst vor allem auf sich selber. Ebenso die Chinesen. Die Inder hätten auch gerne, wurden aber schon von den Engländern massakriert. Es war ein grosses Schiessen überall. Und es wurde nicht besser. Ein grosser Krieg kam. Der gab den meisten die Möglichkeit, auf irgendjemanden zu schiessen, nachdem der Krieg zu Ende und Millionen Menschen tot waren, waren die Überlebenden erst ein wenig erschöpft. Das kann man ihnen kaum verdenken. Es war wirklich ein Riesengemetzel.

Es ging aber nicht sehr lange, da fanden die Deutschen, dass es eigentlich weitergehen könnte. Fertig Pause! Heil Hitler! Das fanden die andern erst gar nicht lustig und schossen auch kaum zurück. Aber es ging nicht lange und da schossen sie wieder munter drauflos. Auch die Amerikaner, die beim letzten Krieg etwas zu kurz gekommen waren, machten nun kräftig mit.

 

Als dieser Krieg dann irgendwann zu Ende war, wollten die Deutschen, die Italiener, die Franzosen und auch die Engländer zu Hause keinen Krieg mehr. Sie machten deshalb in Asien und Afrika weiter, und weil Krieg leider nicht mehr so populär war, nannten sie es «Befriedung» und «Verteidigung der Territorialansprüche». Sie machen das heute noch fast ebenso, lassen aber meist andere für sich schiessen. Meistens sind es die Amerikaner. Sie haben sich als sehr nützlich dafür gezeigt, und üben, wenn grad kein Krieg irgendwo in Afrika, Asien oder sonstwo ist, gerne in den Strassen und Schulen zu Hause.

So ist das eben mit dem Schiessen. Es macht eben saumässig Spass, und so lange es noch jemanden gibt, in den man eine Kugel schiessen kann, gibt der Amerikaner, und neuerdings auch die Amerikanerin, nicht auf.

 

Ich für meinen Teil kann nur staunen ob so viel Freude am gegenseitigen Totschiessen, und natürlich frage ich mich oft, wozu es denn eigentlich gut ist. Bisher habe ich aber noch keine Antwort gefunden, vermute aber einmal, dass es etwas mit Dummheit zu tun hat.

 

 

 

Übrigens: Alle Blogeinträge aus der Serie «Me and my Leica against the War» findet ihr hier: Link

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