me and my leica against the war I
«I and my leica against the war»
Das ist der Titel einer neuen Serie von mir.
Kapitel eins: der Schuss ins Blaue
Wir hocken hier unter der friedlich-flauschigen Decke demokratischer Freiheiten, lassen uns von Wurst und Putin berieseln, in der Glotze zeigen sie wieder Tote. Und die Ukraine.
Syrien? Tunesien? Algerien? Ägypten? Afghanistan, Pakistan, Somalia, Irak, Nigeria, Elfenbeinküste? Und was noch alles? Egal, was solls. Betrifft uns ja nicht direkt, und wenn die, die nicht erschossen werden wollen oder gerade noch davongekommen sind von den Schüssen und Bomben und den dreckigen Schleppern und die, die nicht ersoffen sind vor Lampedusa und Spanien oder in irgendeinem Auffanglager verrotten, endlich bei uns ankommen, dann haben wir ja immer noch den Blocher, der uns diese bösen Ausländer vom Leibe hält. Nicht wahr? Nein? Stimmt, Blocher wird uns nicht helfen. Hat er noch nie getan. Kann er auch nicht. Blocher ist nichts weiter als die Spiegelung unserer Ängste, sagt immer nur das, was die Vielen hören wollen. Aber wir haben schliesslich abgestimmt und wir haben nicht verhindert. Wir haben nicht gehandelt. Blocher ist nur ein alter fetter Kerl, der die Gosch aufreisst und brüllt, was er doch für ein Toller sei und wie er die Schweiz rettet. Wir wünschen uns ja alle bloss, dass dieser Niemand der grosse Retter/Verhinderer ist, dann können wir uns schön zurücklehnen und die Verantwortung abgeben.
Und die anderen, die Linken und Grünen? Können sie nicht helfen? Wem denn? Uns? Den Afghanen (den Menschen, nicht den Hunden, für die sind die vier Pfoten zuständig)?
Kaum. Politik, das weiss ich aus eigener Erfahrung, ist zwar eine Notwendigkeit der Demokratie; sie ist aber nicht geeignet zu helfen, wenn es sofort der Hilfe bedarf.
So, und ich? Ich will nichts machen, habe keine Lust zu helfen. Wozu? Damit sich die Überlebenden in zwei, drei Jahren wieder die Köpfe einschlagen können?
Nein, das Einzige, was ich tun kann, ist ein Schuss ins Blaue, um einen Gripen zu treffen, der dann wie Phönix aus der Asche als Friedensengel auferstehen kann, mit dem dümmlichen Lächeln Desmond Tutus auf den Lippen die kämpfenden Massen beschwichtigt und dann wieder von dannen zieht.
Verdammt, bin ich heute wieder gut drauf ...
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