Im Moos
Ins nasse warme Moos, da legte ich mich hin und blinzelte verträumt hinauf ins Blätterdach, wo zwischen den Ästen der Buchen und Erlen waghalsige Waldelfen Flugstunden nahmen. Unter den Büschen raschelten Zwiewirtel und Birkenbräunlinge und von irgendwoher tropften mir Träume in die Seele.
Insekten summten und das kleine Bächlein, das über den moosbewachsenen Tuffstein floss, flüsterte leise eine Ode an die Stille.
Wie lange ich lag, ich weiss es nicht. Die Zeit floss mit dem frischkühlen Wasser an mir vorbei und versickerte im steinigen Bachbett am Fuss der Schlucht.
Es war wie ein Schlag, als sich ein dunkler, schwerer und kalter Schatten über mich legte.
Durch meine Lieder versuchte ich im Gegenlicht der hellen Morgensonne zu erkennen, was den Schatten warf, und sah vor mir einen recht beleibten, unglaublich wüsten Kerl mit zottelig-schütterem grauen Haar auf seinem Kopf, der von einem Gesicht derart verunstaltet wurde, dass ich nicht recht wusste, ob ich nun erschrecken oder Mitleid haben sollte.
„DU!“, machte der Kerl „Du bist der Smy, und mich nennt man „den Schwarzen“. Ich fordere dich zum Kampf!“
Das hat man dann davon, wenn man landauf, landab als Held bekannt ist. Immer kommt irgendeiner, der sich an dir messen will.
„Komm her, mein Grosser“, sagte ich freundlich, „ins warme, weiche, feuchte Moos lege dein Haupt nieder. Es wird sowieso hier landen und so ersparst du dir die blauen Flecken!“
Da stellte sich „der Schwarze“ aufrecht hin und die Sonnenstrahlen, ich schwörs, sie flohen dieses Gesicht, diese Ansammlung von Dingen und Knorpeln und kleinen roten Äuglein und Warzen und Nase und Ohren. So stand nun nur ein grosser, schwarzer Schatten vor mir und ich wusste, weshalb sie ihn „den Schwarzen“ nannten.
„Ich werde dich zereschemettern, du Lump!“, zeterte er und holte mit einer riesigen Pranke zum Schlag aus. Doch, und es tut mir leid, dass das die schöne Geschichte so extrem verkürzt, da traf ihn ein Blitz und er kippte schwer und die Erde erzittern lassend um und ins feuchte Moos. Natürlich war es kein gewöhnlicher Blitz. Er kam von mir und war folglich ein Gedankenblitz. Diesen grossen klobigen Kerl hat aber der klare Gedanke, den ich ihm geschickt habe, derart getroffen und verwirrt, dass er einfach in Ohnmacht fiel.
Ich liess den armen Kerl da liegen und ausschlafen und ging meiner Wege. Dabei dachte ich noch, dass ihm nun wohl im Gegenzug klar geworden sein dürfte, wieso man mich auch „The Lightning Smy“ nannte ...
Archiv
Sep 2012Jan 2013
Feb 2013
Mar 2013
Apr 2013
May 2013
Jun 2013
Jul 2013
Aug 2013
Sep 2013
Oct 2013
Nov 2013
Dec 2013
Jan 2014
Feb 2014
Mar 2014
Apr 2014
May 2014
Jun 2014
Jul 2014
Aug 2014
Sep 2014
Oct 2014
Nov 2014
Dec 2014
Jan 2015
Feb 2015
Mar 2015
Apr 2015
May 2015
Jun 2015
Jul 2015
Aug 2015
Sep 2015
Oct 2015
Nov 2015
Dec 2015
Jan 2016
Feb 2016
Mar 2016
Apr 2016
May 2016
Jun 2016
Jul 2016
Aug 2016
Sep 2016
Oct 2016
Nov 2016
Dec 2016
Jan 2017
Feb 2017
Mar 2017
Apr 2017
May 2017
Jun 2017
Jul 2017
Aug 2017
Sep 2017
Oct 2017
Nov 2017
Dec 2017
Jan 2018
Feb 2018
Mar 2018
Apr 2018
May 2018
Jun 2018
Jul 2018
Aug 2018
Sep 2018
Oct 2018
Nov 2018
Dec 2018
Jan 2019
Feb 2019
Mar 2019
Apr 2019
May 2019
Jun 2019
Jul 2019
Aug 2019
Oct 2019
Nov 2019
Dec 2019
Jan 2020
Mar 2020
Sep 2020