Hope

Grill

 

Dinge des Alltags erzählen Geschichten. Dieser Grill hier erzählt von der Hoffnung. Von der Hoffnung eines kleinen Frauleins, sie ist wahrlich sehr klein, das hierauf gerne Fleisch bereitet. Das ist, bedenkt man, dass der Grill genau dazu gedacht ist, keine Kuriosität. Auch das Abgehen von Körpergrösse, die es ihr ermöglichen würde, ohne Aufbauten und Leitern das Innere des Grills einzusehen, nicht. Immerhin ist alles möglich und Grille (Grills? Grillse?) sind weder wählerisch, wer sie bedient, noch sind sie intolerant eingestellt. 

Sie lassen erst einmal jeden ran und – merket auf! – seit vielen Jahren auch Frauen.

Ja, die Zeiten, in denen der Grill die Domäne eines je nachdem sportlichen oder schmerbäuchigen, meist aber mit einem wissenden Blick, einer Grillgabel und einer Flasche Bier ausgestatteten männlichen Exemplars des Homo sapiens sapiens war, sind vorbei.

 

Heute stehen Damen am Grill. Grosse und kleine, dünne und dicke, meist mit irgendeinem improvisierten Küchen-Grill-Werkzeugdingens ausgestattet, mit leicht gehetztem Blick, ob auch ja der Mann nicht hinschaut, und unsicheren Gesten, da die Selbstständigkeit, Fleisch in einem auf Feuer basierten Garprozess zuzubereiten, seit Jahrtausenden nicht mehr gewohnt.

 

Und was macht der Mann derweil? Um eines der letzten Symbole seiner Ernährerschaft und Männlichkeit gegendert, bleibt ihm nichts anderes, als sich in der Küche an einem Kartoffelsalat zu versuchen. Natürlich nicht irgendeinem! Es muss schon mindestens Bocuse sein oder ein Lafer. Im allerschlimmsten Fall, und so er dem Proletariat nahestehend, tut es auch ein Mälzer.

Doch fein säuberlich werden Schalöttchen gehackt und Kräuter und eine Schubecksche Rinderbrühe aus dem Glas hinzugeträufelt. Kurz: Es ist ein Kunstwerk. Ja, ich möchte sagen ein küchentechnisches und kochkünstlerisches Monument!

 

Ach ja, und der Grill, ebenfalls ein Monument, allerdings ein Monument der Hoffnung der Frau auf endlich gleiche Rechte und Selbstbestimmung (auch bei der Wahl der Marinade), der Grill also, meine Liebe, der dürfte wieder einmal geputzt werden.

 

 

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