Gewelkt

 

Früher, jaaaa, früher, da war alles ganz anders. Da war Ostern noch Ostern. Bei schönem Frühlingswetter rannten wir durch Haus und Garten, wasenbürstelivoller und Krokus spriessender grüner Wiese und Weid und schauten unter jeden Busch, in jeden Winkel und jede Ritze, denn, man konnte ja nie wissen, wo sich noch ein Ei oder Zuckerei, oder Osterhase, und sei es auch vom letzten Jahr, in Cellophan oder farbiger Alufolie gehüllt versteckt hielt, und auf einen wartete, um heimlich in die Tasche gesteckt und ja nicht geteilt zu werden.

 

Das war Ostern. Heute ist das nicht mehr so. Heute sind wir erwachsen und die Ostern verwelkt. Zeit, ostermässig abgedeckt zu werden.

Heute regnet es an Ostern, und wenn nicht, ist es auch egal, denn man steht ja im Stau nach Itali oder Ticino. Da gibt es noch die, die am Freitag, Sonntag und Montag ihre Zeit in der Kirche verplempern oder im Altersheim verbringen oder sonstwo bei den ganz Alten am Kaffeetisch. Im Fernsehen läuft ein Nilpferd tut wasweiss ichnochwas (Hauptsache mit Bud Spencer) und auf den deutschen Öffentlichrechtlichen wird man mit christlich angehauchten Schwarz-Wwiss-Verbrechen aus den 40ern und 50ern zugemüllt. Irgendein langhaariger Hippie wird irgendwo ans Kreuz genagelt und bringt massenhaft Leute zum Heulen und beten und ganz epiphanisch schaukeln.

 

Ach könnt ich wieder Kind sein und nach Ostereiern suchen, nach Schoggihasen auf grünem Papierstroh, nach kleinen zuckersüssen Zuckereiern, die so süss sind, dass es einem die Mundwinkel hinter den Ohren verknotet und die erst eingesetzten frischen Plomben rausbrettert. Der kleinen Schwester eine schmieren, wenn sie einem was aus dem Nästli klaut und dann zur Strafe das Doppelte hergeben müssen.

Und dann am Abend mit Bauchweh im Bett liegen, weil man zehn Eier, vier Hand voll Zuckereier, drei Osterhasen und an die dreissig Schoggieier gegessen hat.

Und dabei ist es erst Freitag ...

 

 

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