direct II

Die Ausstellung «direct» im Kunstraum Hermann.

Ein Mädchen schaut sich Holzschnitte an, welche alten Votivtafeln nachempfunden sind, jedoch  Bilder aus Presseberichten zeigen. To hang someone. Das Bild für sich muss für dieses Mädchen schon verstörend sein. Zusammen mit dem Text, denke ich, wird sie sich Gedanken machen. Etwas durcheinander käme sie, verstünde sie Latein, denn was hat ein Gehängter mit der Textzeile «Exultabunt ossa humiliata» aus dem Kirchenliedtext «miseri mei, Deus» (Erbarme dich meiner, Gott) tun? Der bedeutet in etwa: Erfreue meine gemarterten Knochen.

 

Als ich dieses Foto gemacht habe, freute ich mich im gleichen Moment für sie, wie sie mir leid tat.

 

Es tat mir leid, dass dieses Mädchen in einer Zeit aufwachsen muss, in der wir es noch immer nicht geschafft haben, all die Gräuel unserer Vorfahren hinter uns zu lassen, sondern selber noch, gewollt oder nicht, dazu beitragen, dass alles noch schlimmer wird.

Und ich freute mich, dass sie die Chance bekam, Kunst betrachten zu können, sich Gedanken machen zu dürfen und nicht als Oberflächliche, Nichtsahnende und Ignorante aufwachsen muss!

 

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