Vergangenheit riecht

Schmied

 

Mehr als ein Vierteljahrhundert ist es her, als ich in der Schmiede stand –- der Geruch hängt heute noch in der Nase.

Obwohl es nicht ein Geruch ist. Es ist, wie bei einem perfekten Parfum eine Kombination mannigfaltiger Düfte.

 

Zuerst natürlich der intensive Geruch des in der Esse durch Verbrennung der Steinkohle und der Schlacke entstehende Rauch, der sozusagen die Kopfnote bildet.

Als Herznote dann der Duft des bearbeiteten Eisens, der sich aus den schwereren Düften des geschmiedeten Eisens und den leichteren, leicht säuerlichen Noten des Eisens, welches mit der Trennscheibe oder Schleifmaschine bearbeitet wird.

Die Basisnote bildet mit seinem durchdringenden Blutgeruch das Eisen selbst sowie in Kombination und alles auf subtile Weise unterstützend, jedoch nur für geübte Nasen wahrnehmbar, die Düfte  von Acetylen, dem Schweissgerät, den Fetten und Ölen und dem Schweiss eines hart arbeitenden Schmiedes.

 

All dies nahm ich gestern wahr, als ich bei uns in Beromünster die Schmiede betrat.

Der Schmiedegeruch manifestierte sich in mir drin und aus mir heraus, durchdrang für einen Sekundenbruchteil mein gesamtes Ich und verband die Gegenwart mit der Vergangenheit, um mich für einen Augenblick dort zurückzulassen.

 

 

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