Lockenzieher

Lockenzieher

 

Der Lockenzieher

 

Lockenzieher!

Hielt dich einst noch zarte Hand in zaghaft angefachte Glut, um voller Angst, es könnte stinkend und rauchend das schöne Haar in Flammen aufgehen anstatt sich wohlfeil um das heisse Eisen zu legen und als glatte Locke der ehern Zange zu entgleiten.

 

Nun liegst du da und Rost und Grünspan zieren dich mehr als einst das Gold, das längst entblättert der alten Kiste Boden, in der du all die Jahre lagst, wie güldne Schuppen ziert.

 

Die Feder längst erlahmt und Stab und Pfann für ewig nun getrennt, nur noch von Spinnweben und Staubflusen verbunden und durch das gänzlich in Rost und Dreck gehüllte Zangenaug.

 

Lockenzieher! Was tun mit dir, der du alt und vergammelt und zu nichts mehr nutze steif und grünspanig auf meinem Tische liegst? Soll die Tonne mit dem alten Eisen dein neues Heim werden, bis erneut dich heisse Glut zum Leben weckt, doch dieses Mal nicht um Locken zu ziehen, sondern auf dass du dich in diesem heissen Tiegel selber kringelst, bevor du dich vermischst mit Fahrradstang und Pfannenstiel und ganz zuletzt einer Türe Griff ein neues Leben findest?

 

Oder sollst du dem Kleinanzeigenmarkt anheimfallen und als Zier auf einem Simse enden, wo du neben Mario Simmels Alle Menschen sind Brüder und einem rotblauweissen Boccalino den wirklich allerletzten Rest deines Lebens fristest?

 

Lockenzieher. Ich weiss es nicht und werde dich der alten Sitte angedacht zurück in diese Kiste legen, wo du neben Schuhspannern und Sockenhaltern, Zylinderbürsten und einem Stein die nächsten Jahre liegst, bis ich irgendwann in einem unglücklichen Moment der Muse erneut die Frage stelle: Wohin mit dir, oh Lockenzieher?

 

 

 

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