Reise

Tote Meise

 

Als Meyer sich den Weg durch die drei rauchenden Streifenpolizisten bahnte, die sich weder die Mühe gemacht hatten, den Tatort zu sichern noch das Opfer zuzudecken, lag dieses  regungslos im bereits braun werdenden Herbstgras.

Obwohl erst nichts auf einen bestimmten Täter hinwies, hatte er einen Verdacht. Was sollte er sich lange Gedanken machen? Die Gegend hier konnte man als gnadenlos bezeichnen. Kein Tag ohne Tote, und die Täter waren meist die gleichen.

 

Meyer schüttelte den Kopf und entliess die düsteren Gedanken mit einem unwilligen Brummen.

Erst einmal ein Tatortfoto machen. Nicht dass es etwas genutzt hätte. An der Wand im Kommissariat hingen Hunderte davon, und doch hatten die Täter nie zur Rechenschaft gezogen werden können.

Vorsichtig drehte er nun das Opfer um und untersuchte die kaum blutende Wunde am Hals. Na also, dachte er, sag ichs doch!

 

Noch immer auf den Knien, schaute er sich um. Sein geübter Blick entdeckte sofort den Täter zwischen den Salbeibüschen. Ein kurzes «bss bss» und die Katze kam schnurrend und mit lässigen Schritten auf ihn zu.

«Sie sind festgenommen!», brummte er, wohlwissend, dass die Tat für den Mörder nicht die geringsten Konsequenzen haben würde.

Er streichelte die Katze kurz über den Kopf, schickte die Streifenpolizisten mit einer flüchtigen Geste weg und überliess den Vogel der Katze.

 

Du wolltest gern ein Adler sein,
du bunte kleine Meise
Die Katz, die kam dazwischen
nun gehst du auf die Reise.

 

Summte er, als er sich von dannen machte.

 

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