Il Tornado

Erdbeben in der Löffelburg

 

Der schwere Vorschlaghammer, hochgehoben und niedergeschmettert mit erschlaffendem Arm, Wände niederreissend, Staub aufwirbelnd, krachender und donnernder Schlag.

 

Zwischen Staub und Dreck, den Trümmern, alten Zeitschriften und Zeitungen, Balken, Brettern und dreckigen Isolationsfetzen, steht müde, fleckig und etwas zerknittert, die Ausgabe der Domenica del Corriere vom 30. Juni 1957.

Ramponiert ist sie, nach den fünfzig Jahren, die sie hinter den Wänden als Isolation gedient hatte. Ramponiert aber noch immer aufrecht. Stolz und Schicksalsergeben. Eine Italienerin eben.

 

Das ganzseitige Titelbild zeigt eine Illustration von Walter Molino mit der ganzen todbringenden und schrecklichen Verwüstung, die ein Tornado am 16. Juni 1957 in Pavese, nahe Pavia, hinterliess.

Nun steht sie also da, die Vergilbte, mitten im Chaos, der Zerstörung eines ausser Rand und Band geratenen Heimwerkers, und spiegelt das Innen nach Aussen und umgekehrt. Trümmer, wohin man sieht.

 

Der Heimwerker indes steht müde, aber breitbeinig, mit einem Schutzanzug gewappnet und mit einer Schutzmaske, die seine schwache Lunge vor all dem Staub schützen soll, wie einer jener todgeweihten Helden in den Trümmern der schmelzenden Reaktorblöcke von Fukushima.

Das zischende Geräusch der Schutzmaskenfilter setzt einen kurzen Moment aus, hält angespannt inne, bis es sich, nach dem Klick der Kamera, entspannt und weiterröchelt.

 

 


 «Il Tornado» – 11. März 2017. Umbauarbeiten im Dachstock der Löffelburg, Beromünster.


Allen wahren Helden und Opfern menschlicher Dummheit gewidmet.